Verteidigt die Wehrmachtsausstellung gegen die faschistische Demagogie!

Heute wollen in Bonn Faschisten gegen die Wanderausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" demonstrieren. Sie tun das unter dem demagogischen Vorwand, die Ehre "des" deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg zu verteidigen. So wichtig es ist, den demonstrierenden Faschisten militant entgegenzutreten, wo immer sie sich zeigen, so kann sich der Kampf gegen weit in die Bevölkerung reichende nationalistische Gefühle doch nicht darauf beschränken.

Der Ausstellung wurde vorgeworfen, sie stelle alle deutschen Soldaten als Verbrecher dar. Dieser Vorwurf wird natürlich von der Mehrzahl der Soldaten, die als Wehrpflichtige in den Krieg ziehen mußten, und von ihren Angehörigen empört zurückgewiesen. Die Faschisten knüpfen demagogisch an diese Reaktion an, um ganz andere politische Ziele zu fördern. Es muß festgehalten werden, daß die Ausstellung selbst einen solchen Vorwurf keineswegs erhebt, sondern das Gegenteil belegt. Natürlich war die Mehrzahl der Soldaten nicht direkt und wissentlich an Verbrechen beteiligt, wenngleich die absolute Zahl der direkt freiwillig oder unfreiwillig Beteiligten gewaltig war.

Die "Wehrmacht" als Organisation jedoch führte nicht nur einen imperialistischen Krieg im Interesse des deutschen Kapitals zur Neuaufteilung der Welt gegen die Armeen anderer imperialistischer Staaten, sondern war darüberhinaus untrennbar mit der spezifisch faschistischen Kriegsstrategie des glücklicherweise statt 1000 nur 12-jährigen Reiches verbunden. Wie "Die Zeit" am 7. März 1997 dokumentarisch nachwies, hatte die Reichswehr bereits 1925 die Pläne für den nächsten Weltkrieg ausgearbeitet, die von den Nazis im wesentlichen nur noch umgesetzt werden mußten. Spezifisch faschistisch jedoch waren die rassistischen Pläne der Nazis, die die Ausrottung und Versklavung der slawischen Völker Osteuropas und der im Osten besonders zahlreichen Juden vorsahen. An der Ostfront war die Wehrmacht von Anfang an Erfüllungsgehilfe dieser über das übliche Maß des verbrecherischen Charakters des verfaulenden Kapitalismus (Imperialismus) hinausgehenden faschistischen Politik. Dabei kooperierte sie selbstverständlich eng mit den im engeren Sinn faschistischen Organisationen wie Gestapo und SS.

Die heutigen Faschisten, die die Ausstellung sehr wohl kennen und die auch um den Unterschied zwischen der Behauptung, alle Soldaten seien Verbrecher gewesen, und der, daß die Wehrmacht in ihrer Führung bewußtes Instrument einer verbrecherischen Politik war, wissen, greifen diese Ausstellung an, weil sie als konsequente Nationalisten in einem imperialistischen Land diese Politik des Vernichtungskrieges gegen das "slawisch-jüdisch-bolschewistische Untermenschentum" verteidigen und wiederbeleben wollen. Die "Ehre" des deutschen Soldaten ist ihnen ebenso viel Wert wie den Befehlshabern der Wehrmacht, die diese Soldaten zu Millionen haben im Dreck verrecken lassen, und zwar zu Ehren des deutschen Kapitals.

Leider betätigt sich ein Teil der bundesdeutschen Linken ebenfalls als unfreiwillige Stichwortgeber für die Nazi-Demagogen, wenn er z.B. wie die Bonner Antifa in seinem Flugblatt bezüglich der Wehrmacht undifferenziert von einer "Ansammlung mörderischer Kriegsverbrecher" spricht und dabei u.a. übersieht, daß die Wehrmacht keine Freiwilligenarmee war und daß natürlich wie bei allen modernen Kriegen der größte Teil der Soldaten nie direkt an bewaffneten Operationen beteiligt war.

Die Kommmunistische Organisation für die Vierte Internationale (KOVI-BRD) ruft dazu auf, die Wehrmachtsausstellung gegen alle demagogischen Angriffe zu verteidigen. Eine solche Verteidigung kann jedoch nur politisch erfolgreich sein, wenn darauf verzichtet wird, den faschistischen Demagogen durch ungerechtfertigte Beleidigung aller einfachen Soldaten weitere Sympathisanten zuzutreiben.

Bonn, den 24. Oktober 1998

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